The night is an ocean

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Dogsoldier
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The night is an ocean

Beitrag von Dogsoldier »

Das Patch hielt ihn auf den Beinen, aber es ließ den Blutstrom nicht versiegen....

Harold Strotter, den seine Welt nicht unter diesem Namen, dafür als "SEAL" kannte, hatte noch immer Mühe, sich auf den Beinen zu halten - aber allmälich sorgten die Stimulanzien in dem Smart-Pflaster dafür, dass sich sein Blick wieder klarte und dieser Eisengeschmack aus seinem Mund verschwand.

Er sah sich um, aber die Gasse hinter ihm war dunkel und leer. Er verfluchte sich für seinen Geiz, dass seine Sichtmodifikation nur mit Restlichverstärkung lief und ihm das IR damals zu teuer war. Heute Nacht hätte er es mehr als brauchen können, Fuck!

Er bog in die Mainstreet und war froh, in der Menge untertauchen zu können, die ihn nicht beachtete und auch nicht, dass er einen dünnen Faden aus Blut hinter sich ließ.

Das Patch machte die Wunde vergessen, welche der andere ihm zugefügt hatte.

Strotter war kein Schwächling. 11 Jahre Navy, davon 4 als Angehöriger von SEAL-Team-VI - sowas wurde man nicht, wenn man eine Couchpotatoe war! Er hatte die Zeit auf dem "Boomer" gehasst, wo er sich immer besonders tief ducken musste, bis endlich der erlösende Einsatz begann.

Die dunkle Schwärze der See hatte er geliebt - hier war er frei! Konnte sich strecken und dem Feind den Tod bringen. Und er war ein geschäftiger Bote gewesen.

Aber dieser andere war einfach auf ihn zugekommen, hatte ihm eine verpasst, dass er meinte, seine Rippen flögen auf einen der Balkone im 3 Stock und war ebenso schnell wieder verschwunden, wie er aufgetaucht war. Fuck! Er hatte diesen Bastard gar nicht kommen sehen!

Womit hatte er ihn eigentlich erwischt, dass das so blutete?

Aber Strotter wagte nicht hinzusehen. Schmerz genügt! Zeigt Dir die Wunde. Zeigt Dir, dass Du noch lebst! Fuck. Er lachte, denn es war der Spruch des Masterchiefs von Coronado gewesen. Dafür hätte er ihn damals gerne in Stücke gehackt. Heute Nacht wäre Strotter froh gewesen, wenn der Sarge bei ihm wäre!

Er gönnte sich einen Blick über die Schulter:

Nur kreischende, lachende, stille Menschen. Aber der andere war nicht zu sehen. Strotter blickte nach unten und ein Grinsen huschte über sein Gesicht, denn da war kein Blut mehr. Wenigstens etwas.

Strotter überquerte die Straße und bog in eine Seitengasse ein, welche lediglich von der Leuchtreklame einer Kneipe erhellt wurde. Sah irgendwie wie eine Nixe aus. Passte! Strotter schauderte...

Er war noch nicht drin, da hatte er schon den Weg zu den Toiletten ausgespäht. Der Wirt war allein hinterm Tresen, schaute nur müde drein und nickte ihm zu - war er hier schon mal? Egal! Durch die Tür mit dem Matrosen drauf und erst mal ans Pissoir, wo er sich erleichterte. Hin und wieder lauschte er oder spähte zur Tür - aber nichts tat sich. Draußen spielte die Jukebox irgendwelchen uralten Scheiß.

Er zog den Reißverschluß zu und ging zum Waschbecken. Da sah er sich zum ersten Mal das an, was der andere angerichtet hatte. Ein Glück hatte er das Patch, denn unter der zerschnittenen Hose war der Oberschenkel vom Knie bis hoch zur Hüfte tief aufgeschlitzt worden. Der andere musste ein Messer oder Schwert benutzt haben - aber warum hatte er das nicht mitbekommen? Er hatte auch nichts gehört!

Plötzlich wummerte draußen eine Schrotflinte, hörte sich an wie beide Stecher gleichzeitig. Rumpeln. Ruhe...

Strotter´s Bewegungen waren die eines Soldaten. Eines Spezialisten im Tarnen und Täuschen - aber das Gelände gab nicht viel her! Er verschwand in einer der Kabinen und lauschte...

Nichts.

Er schlüpfte aus den Stiefeln und ließ sie stehen, glitt so behende wie ihm gerade möglich war über die Seitenwand in die nächste Kabine und hockte sich, die Füße auf dem Rand, auf die Schüssel. Dort wartete er, so wie er es früher oft getan hatte. Er zog sein Messer ohne Hast. Dem Bastard würde er es schon zeigen...

Die Tür öffnete sich quietschend, aber ansonsten vernahm er nichts. Er kontrollierte seine Atmung, machte sich bereit für einen Angriff, spähte auf den Spalt unter der Kabinentür.

Nichts.

Kein Laut. Kein Schatten. Kein Atmen. Es roch nicht mal nach einer Waffe...

Die Tür fiel quietschend ins Schloß.

Strotter wartete. Bis ihm die Knie schmerzten und er nicht mehr wusste, wie lange er schon so dahockte. Draußen rührte sich auch nichts.

Seine Gelenke knackten leise, als er seine Haltung aufgab, die Tür leise öffnete und nach draußen sicherte.

Nichts.

Er schlich auf Socken zur Nachbarkabine und fand seine Stiefel, wie er sie abgestellt hatte. Er schlüpfte wieder hinein, ließ dabei die Tür nicht aus den Augen.

Er ging näher zur Tür hin und lauschte.

Nichts.

Er zog sie einen Spalt weit auf und spähte in den Gang, aber der war leer. Die Jukebox war in die Mitte geschoben und der Stecker lag vor der Dose auf dem Boden. Strotter betrat den Schankraum, aber der Wirt war nicht zu sehen. Dafür roch es nach Kordit und in der Decke waren an einer Stelle die Rigipsplatten arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Eine "Desperado" lag auf dem Tresen. Strotter ahnte, wo er den Wirt finden würde, aber er wollte seine Vermutung nicht bestätigen. Er machte auch keine Anstalten, die Waffe an sich zu nehmen - dafür war er zu sehr Profi.

Er ging zur Tür und zog den Vorhang etwas zur Seite, um raus auf die Gasse blicken zu können.

Nichts.

Er zog die Tür auf und glitt nach draußen...

Drei Schlägen konnte er ausweichen, der vierte saß. Es traf ihn direkt auf den Hals und er bekam mit einem Mal keine Luft mehr. Konnte nicht schreien und er musste nicht hinfassen, um die Schwere seiner Verletzung festzustellen. Er armete bereits sein eigenes Blut ein und begann daran zu ertrinken.

Wieder sah er den anderen nicht. Teils lag es an dem Schleier, der sich über seine Augen legte. Teils lag es aber auch an dem anderen. Der bewegte sich geschmeidig um ihn herum, dass es ohnehin schwerfiel, ihm auch nur mit dem Blick zu folgen.

Etwas traf ihn im Rücken und hob ihn empor. Trug ihn gegen die Wand und zog ihn an dieser entlang. Warf ihn zwischen ein paar Müllcontainer. Ließ ihn liegen. Strotter sah sein Patch neben sich auf dem Asphalt liegen. Er wusste, dass es ihm ohnehin nichts mehr nutzen wurde. Sein Messer? Weg! Er machte sich aber auch keine Mühe, danach zu suchen. Der Blutverlust ließ ihn gleichgültig werden.

Dann war dieser Kerl wieder da, packte ihn, zog ihn hoch und dicht vor sein Gesicht. Strotter ließ sich in einem letzten Verzweiflungsakt von dieser Bewegung tragen und hämmerte seine Stirn gegen den Kiefer des anderen - was der einfach so wegzustecken schien.

Dann sah er das erste Mal diese dunklen violetten Augen. Dort, wo sein Kopfstoß keine Zähne ausgeschlagen hatte, glänzten schneeweisse Zähne, aber dieser Typ schien nicht zu grinsen.

Der Schmerz war fort. Auch als er von dem anderen ausgeweidet wurde, spürte Strotter, den alle nur als "SEAL" kannten, nichts mehr. Er sah am Eingang der Gasse die bunten Farben der vielen Menschen, aber keiner sah zu ihnen her. Keiner bemerkte seine Tragödie.

"Für jeden, den ihr seht, sehen hundert euch!"

Noch so ein Scheißspruch des Masterchiefs. Warum fiel der ihm gerade jetzt ein? Dann starb er.

***

Er war der Spur lange gefolgt, und seine Jagd war nun zu Ende. Er sah herab auf den Menschen und er sog den Geruch seines Blutes und seiner Eingeweide ein. Er blickte hoch zu den Türmen der Menschen und zum dunklen Himmel und es war wie etwas, dass er nur zu gut kannte und zu dem er nun zurückkehren würde.

Die Menschen hatten ihre Riffe.

Er hatte seine.
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Indigo
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Beitrag von Indigo »

Ähm…Hm? Ich kapier es nicht so ganz. Gut, das ganze ist ein Rachefeldzug eines „Riffbewohners“ gegen den Ex-Seal. Wieso kann ich mir auch noch halbwegs vorstellen aber irgendwie fehlt dem Ende noch was…da muss noch mehr Pep rein, gib dem Riffbewohner einen zum Schluss für den Leser klar ersichtlichen Grund, warum Seal sterben muss. Sonst bleibt man mit so nem komischen „Und das wars?“-Gefühl zurück.
Wo ich beim lesen noch drüber gestolpert bin, war das:

Nur kreischende, lachende, stille Menschen.

Ersetz das still durch gleichgültig oder beschäftigt oder irgendwas in der Art und das Bild passt, sonst stutzt man und wundert sich.

Das mit den „Nichts“ ist ein schönes Stilmittel, aber weil man es so schön im Block sieht, weiss man gleich, dass das was er macht keine Konsequenzen haben wird…ich hatte mit nem Gimmick in seinen verlassenen Stiefeln gerechnet ehrlich gesagt…ich würde es etwas kürzen, dann ziehst du mehr Spannung.

Das er zum einen seine Wunde nicht checkt und dann auch noch erst pinkeln geht nehm ich ihm allerdings nicht ab.

Sonst gefällt es mir sehr gut, schön geschrieben. Der Endgegner braucht aber ein bisschen mehr Beschreibung. Vielleicht Geruch dazu?

Prima!
:ok:
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Dogsoldier
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Beitrag von Dogsoldier »

Danke fürs Feedback.

Muß es ein Rachefeldzug gewesen sein? :wink: Vielleicht war Strotter auch nur einfach zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort!?
…ich hatte mit nem Gimmick in seinen verlassenen Stiefeln gerechnet ehrlich gesagt…
Eben deswegen war da keines drin! :-D:
Das er zum einen seine Wunde nicht checkt und dann auch noch erst pinkeln geht nehm ich ihm allerdings nicht ab.
Massiver Blutverlust und Adrenalinausschüttung erhöhen den Harndrang. Abgesehen davon ist da seine innere Einstellung und das Patch.

Seine Angst hat der Ex-Seal ganz gut im Griff und lässt diese für sich arbeiten.
Der Endgegner braucht aber ein bisschen mehr Beschreibung. Vielleicht Geruch dazu?

Das würde einen Bezugspunkt bedeuten - gerade solches wollte ich vermeiden!
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Jingles
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Beitrag von Jingles »

Hm...nen Bezugspunkt vermeiden? Dann bleibt aber die Story leider ziemlich bedeutungslos, weil einfach die Pointe fehlt. Irgendein Typ, der von irgendeinem anderen Typen gegeekt wird. Schade, man hätte mehr draus machen können :cry:
Bild
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Beitrag von Dogsoldier »

Schade, man hätte mehr draus machen können
Es ist ja auch nur eine Szene - kein abgeschlossener Roman! (Dachte, das wäre ersichtlich.)
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Executioner
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Beitrag von Executioner »

Schöne Skizze, wenn es eine rahemnhandlung gibt... aber als moment aufnahme leider nicht so gut gelungen... Als Bild ja, als Text fehlt da was.. ist wie Waffel ohne Eis.. hat dennoch potenzial.. ich will das gesamtding lesen ^^
Hier starb Signa Thur!
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Indigo
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Beitrag von Indigo »

Kein Bezugspunkt finde ich auch eher hinderlich.

Hm...ich dachte es wäre ne Kurzgeschichte. Also ist es ein Opener?
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Beitrag von Dogsoldier »

Es ist eher ein Mittendrinner! :-D:
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